Königinnenzucht

Vorwort

Der Begriff Königinnenzucht vereint im Sinne der „Zucht“ die Auswahl des Zuchtstoffes nach bestimmten Grundsätzen und damit verbunden die Verwendung des Zuchtstoffes für die Aufzucht junger Königinnen.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Königinnenaufzucht sind Grundkenntnisse in der Genetik der Honigbiene und deren Paarungsbiologie. Das einfache Nachschaffen von Königinnen für die Weiselerneuerung in Wirtschaftsvölkern ist den Imkern der Basiszucht überlassen. Mit der Zuchtarbeit, also die genetische Beeinflussung von Merkmalen und Eigenschaften durch gezielte Anpaarungen.
Durch Beobachtung der sich zeigenden Merkmale und Eigenschaften der Nachkommen, sowie der Selektion innerhalb von Prüfgruppen, beschäftigen sich nur die Imker, die sich Spezialkenntnisse in der Zucht erworben haben.

Auswahl des richtigen Zuchtmaterials

Eine erfolgreiche Aufzucht von Königinnen setzt geeignetes Zuchtmaterial voraus. Im Vorfeld machen sich die Züchter Gedanken darüber, welche Eigenschaften die ausgewählten Zuchtmütter besitzen und was von den neuen Nachkommen erwartet wird, das heißt welches Merkmal oder Eigenschaft verbessert werden soll. Die Anerkannten Einzelzüchter oder auch die anerkannten Züchterringe lassen einen geringen Teil ihrer Völker mit den besten Eigenschaften kören. Sie wählen aus mehreren Prüfgruppen aus, nachdem sie die Völker im ersten Leistungsjahr beobachtet und die Ergebnisse niedergeschrieben haben. Grundsätzlich wird nur von den besten Völkern, meist sind das die Lieblinge, nachgezogen. Das gilt nur, wenn ein Volk körfähig ist.
Es gilt der Merksatz: „Erst sichte, dann züchte.“
Ob die Auswahl des Zuchtmaterials das Richtige war, zeigt sich erst in der nächsten Generation, da nicht nur die mütterliche Seite von Bedeutung ist.
Heute in der Zeit der digitalen Welt gibt es Werkzeuge, mit denen jeder Züchter schnell und unkompliziert das beste Zuchtmaterial finden und die Anpaarungmöglichkeiten testen kann. Vorausgesetzt, die Königinnen sind im Europäischen Zuchtbuch BeeBreed eingetragen.

Geeignete Zuchtverfahren

Für die Aufzucht von Königinnen ist das Zuchtverfahren an sich nicht von entscheidender Bedeutung. Jedem Züchter ist es selbst überlassen welches Verfahren er sich zu eigen macht. Es gibt Züchter, die das altbekannte Zellenschneiden oder sogar noch den Bogenschnitt verwenden, andere favorisieren das Umlarven in Weiselbecher aus Jungfernwachs oder in industriell gefertigte Weiselbecher. Bei den neu hinzukommenden Züchtern sind es meist die Systeme von Nicot oder Jenter.
Jedes Verfahren hat seine Vor-, wie auch Nachteile. In den Züchterlehrgängen der Sklenar-Züchterringe werden alle Zuchtverfahren gelehrt. Im Lehrgangsteil „Praktische Königinnenzucht“ können sich die Lehrgangsteilnehmer für eines der Verfahren entscheiden.

Foto: W. Götze / 10 von 30 angezogene Weiselzellen im Pflegevolk

Zuchtmethoden

Es gibt viele Methoden, die mehr oder weniger geeignet sind:
– Anzucht über den Anbrüter / Starter / Finisher
– Zucht im weiselrichtigen Volk mit der Gabe von angebrüteten Zuchtstoff
– Zucht im 9 Tage weisellosen Volk unter Zugabe von Zuchtstoff
– Zucht im brut- und weisellosen Volksteil „Zuchtmethode nach Sklenar“
Wichtig für die optimale Pflege der Larven ist die Zusammensetzung des Bienengemisches des Pflegevolkes und deren Versorgung mit genügend Pollen und Nektar. Die sogenannten Pflegevölker sind auf die Aufzucht von vielen Königinnenzellen vorzubereiten. Sie sind in einen schwarmähnlichen Zustand zu bringen. Durch regelmäßige kleine Futtergaben werden Völker angeregt, auch bei kühlen und regnerischen Wetter, ihr Brutgeschäft nicht einzuschränken. Ein entweiselter Volksteil, der auch keinerlei Brut mehr zu versorgen hat, wird zusätzlich eng gehalten. Dem Volksteil werden die Flugbienen und die meisten ansitzenden Pflegebienen von den offenen Brutwaben belassen. In diesem Zustand versetzt, kann der Zuchtstoff nach 1-2 Stunden hinzu gegeben werden. Ausgenutzt wird der Schockzustand, der durch die Weisellosigkeit in der ersten Stunde ausgelöst wird. Zusätzlich wirkt der totale Brutentzug sich auf die Futtersaftdrüsen der Pflegebienen negativ aus. Zu diesem Zeitpunkt kommt der Zuchtstoff gerade richtig. Das Alter des Zuchtstoffs im Larvenstadium sollte ab Ei gerechnet nicht älter als vier Tage sein.
Schon nach dre Stunden ist das Annahmeergebnis deutlich geringer.

Foto: W. Götze / 26 verschulte Königinnen, kurz vor dem Schlupf
Autor: W. Götze / Sklenarkönigin im MWK

Verwendung der Königinnen

Nach 16 Tagen, gerechnet ab dem Ei, oder in 12 Tagen nach dem Umlarven/ Umstecken, schlüpfen die jungen Königinnen. Zwischen dem 11. und 14. Tag (gerechnet ab Ei) sind die Königinnen zu verschulen. Das heißt, sie sind unter Zugabe von geeignetem Futter und 4-5 Jungbienen bis zum Schlupf zu käfigen.
Einen Tag nach der Verdeckelung können die voll ausgebildeten Weiselzellen auch in Brutmaschinen gegeben werden. Die Nicot-Schlupfkäfige sind hierfür bestens geeignet. Ein kleiner Nachteil ist die Kontrolle am Schlupftag, die mehrmals an diesem Tage erfolgen sollte.
Sind die Königinnen geschlüpft, sollten sie schnellstens in eines der bekannten Begattungskästen eingesiedelt werden.
Vorher ist zu klären, welcher Typ Begattungskasten auf einer Belegstelle erlaubt bzw. akzeptiert wird. Auf den nordischen Inseln sind ausschließlich Einwabenkästen (EWK) zugelassen.

Hier sind die sind die Richtlinien für die Beschickung der nordischen Inseln verlinkt.