Allgemeines zur Zucht
Der Stamm Sklenar ist einer der der Grundstämme der Carnica.
Er ist einer der wenigen Carnica-Populationen, die in fast 100 Jahren züchterischer Arbeit nicht mit anderen Stämmen vermischt wurde. Die Sklenarzüchter sind darauf sehr stolz.
Das heutige Erscheinungsbild der Sklenarbiene unterscheidet sich von den Anfängen der Zuchtbeschreibung Guido Sklenars und seiner Tochter Hannerl.
Besonders anerkennenswert ist die züchterische Bearbeitung der Sklenarbiene durch den Imkermeister Anto Schleining, der nach dem Tode von Hannerl Weber-Sklenar die Bienenzucht übernommen hat. Anton Schleining und die vielen Sklenarzüchter in Europa, haben es in jahrelanger züchterischer Auslese geschafft, einen lupenreinen Carnica-Sklenar-Stamm zu züchten, der jedem anderen Stamm ebenbürtig und in vielen Eigenschaften sogar besser ist.
Die zur Verfügung stehenden sieben Sklenar-Linien werden gezielt als Ausgangsmaterial für die Sklenar-Belegstellen ausgesucht, um sowohl die äußeren Merkmale zu verbessern, als auch die Leistungseigenschaften wie Sanftmut, Wabensitz, Schwarmverhalten und Honigleistung, sowie das Toleranzverhalten gegenüber der Varroa erbsicherer zu machen.
Heute wird auf den anerkannten Sklenarbelegstellen Lininenzucht betrieben.
Die Anzahl der Drohnenvölker mit vielen begattungsreifen Drohnen auf einer Belegstelle ist entscheidend für den Begattungserfolg.
Welche Sklenar-Linie zur Zucht der Drohnenvölker auf den Belegstellen zum Einsatz kommt, wird jährlich für das nächste Jahr in den Tagungen der beiden Zuchtgruppen Sklenar-Süd und Sklenar-Nord entschieden.
Die Züchter und Züchterringe stellen ihre Zuchtergebnisse nach Bekanntgabe der Zuchtwertschätzung aus „BeeBreed“ den Anwesenden vor.
Kriterien für die Auswahl der 4a-Mütter sind:
– Merkmalsuntersuchung an Bienen und Drohnen
– Körschein, Leistungsdaten, Geschwisterleistung
– Niedriger Inzuchtwert
– Keine Krankheiten
– Hohes Toleranzverhalten
Linien des Stammes Sklenar
47 / H /47 Numerische Kennung: [ 10 ]
47 / 9 / 15 Numerische Kennung: [ 11 ]
47 / 9 / 24 Numerische Kennung: [ 12 ]
47 / 9 / 26 Numerische Kennung: [ 13 ]
47 / G / 10 Numerische Kennung: [ 14 ]
47 / 19 / 48 Numerische Kennung: [ 15 ]
Sklenar allgemein [ 73 ]
Linienbeschreibungen aus „Das Bienenmütterchen“ (Jahrgang 36, Baden-Baden, Juni 1984, Nr. 6)
durch Hannerl Weber-Sklenar
Zu dieser Frage möchte ich sagen, dass jede unserer Linien spezielle Liebhaber hat. Mitunter aber schwören Imker aus demselben Ortsgebiet, die also in gleicher Trachtgegend imkern, auf verschiedene Linien. Es kommt wohl zuletzt auf den Imker an, auch sei darauf hingewiesen, dass Königinnen einer Linie, in verschiedenen Jahren bezogen, kleine Unterschiede zeigen können. Jede Zuchtmutter ist eben doch ein wenig anders, es gibt keine 2 gleichen Mütter, wichtig aber ist, dass diese die gleichen, hervorstechenden Eigenschaften besitzen und treu vererben. Da ich von vielen neuen Lesern gebeten wurde, unsere Linien zu charakterisieren, komme ich hiermit diesem Wunsche nach.
Linie 47/P/1
Diese Linie ist schon sehr alt. (47 = Stammesbezeichnung, P = Pollen, 1 = Stocknummer). Die verschiedenen Erbanlagen stechen bei dieser Linie besonders markant hervor. So tragen diese Völker wahre Pollenbretter ein. Pollen aber ist für die Biene lebensnotwendig. Die leistungsstarke, schwarmträge Linie mit ihrer verstärkt hervortretenden Erbanlage bietet ausgezeichnete Kombinationsmöglichkeiten.
Linie 47/9, heute 47/19/48
Auch die Linie 47/9 ist älteren Datums, allerdings läuft sie heute unter der Linienbezeichnung 47/19/48, denn sie bekam ob ihrer markant hervortretenden Eigenschaften eine neue Bezeichnung. Ihr Steckbrief: Besonders robust, wetterhart, lammfromm, bringt starke Völker, hervorragend in Leistung, schwarmträge. Schön in der Farbe (grau).
Linie 47/9/15
Diese Linie ist ebenfalls sehr alt. Die Völker sind fast einheitlich grau, mittelstark, besonders brutfreudig, flotte, temperamentvolle Burschen, lebhaft. Hier herrscht immer Betrieb, ist stets etwas los, gegebenen Falles würde auf eine Ungeschicklichkeit des Imkers die Antwort sofort erfolgen. In der Leistung 1a.
Linie 47/9/26
Auch in diesem Falle handelt es sich um eine ältere Linie. Die Mütter der 9/26 sind besonders vital, sie werden 5 – 6 Jahre alt. Die Völker zeigen ausgesprochenen Hünglercharakter, sind besonders gute Winterversorger, hervorragend in der Leistung, sehr schwarmträge und lammfromm. Diese Linie empfehle ich jedem Hobbyimker, denn diese Völker werden ihm nie verhungern und keine ‚Scherereien‘ machen. Die Linie 47/9/26 bringt besonders viel Propolis, ist sehr robust und wetterhart. Die Völker sind mittelstark, eigenständig und bieten sehr gute Kombinationsmöglichkeiten. Der Gesamteindruck der Biene ist dunkler.
Linie 47/9/24
Auch die Linie 47/9/24 ist schon älter. Sie ist überaus leistungsstark, bringt sehr starke Völker, ist sanft und wabenstet. Farblich ist sie sehr ausgeglichen, bringt besonders langlebige Königinnen und Bienen. Sie ist sehr wetterfest und schwarmträge. Bietet sehr gute Kombinationsmöglichkeiten.
Linie 47/G/10
Der große Wurf in letzter Zeit gelang meinem Mann und mir mit der neuen Linie 47/G/10, die wir nach langer, gewissenhafter Prüfung zum 10. Jahr nach meines Vaters Tod herausbrachten und die wir nach ihm benannten (47 = Stammbezeichnung, G= Guido und 10 bedeutet in diesem Falle, dass wir damit an Vaters Todestag an die Öffentlichkeit traten). Die Linie 47/G/10 ist lammfromm, mit ihr können Kinder arbeiten. Es ist die sanfteste Biene, die wir je auf dem Stande hatten. Sie bringt besonders starke Völker, füllt spielend 3 oder auch 4 Räume, ist also ausgesprochen brutfreudig und eignet sich hiermit ganz hervorragend für den Wanderimker. Im Brutraum lagert sie sehr wenig Honig ab. Die Völker sind in der Leistung hervorragend, überaus lebensstark und schwarmträge. Bei der Linie gibt es, selbst wenn einem eine Wabe aus der Hand fallen sollte, keinen Stich.
Linie 47/H/47
Auch in diesem Falle handelt es sich um eine neue Linie. Sie ist der ausgesprochene Liebling meines Mannes. Er hat sie nach mir benannt: 47 = Stammesbezeichnung, H= Hannerl, 47 = Stocknummer. Die Völker dieser Linie sind tolle Burschen, einfach unverwüstlich. Dazu halten sie ihr Stübchen blitzblank sauber und halten strengste Ordnung auch bezüglich Wachsmotten. Öffnet man ein Volk dieser Linie, duftet es herrlich. Die Völker sind mittelstark. Die H/47 ist viel temperamentvoller als die G/10. Sie ist in der Leistung hervorragend, ein ausgezeichneter Selbstversorger, schwarmträge und trotzdem brutfreudig, verfügt auch noch im Spätherbst über starke Völker. Sie ist auffallend robust und wetterhart. Morgens ist sie als erste auf dem Stande wach, um abends als letzte schlafen zu gehen.
Zusammenfassend möchte ich bemerken, dass sich die Linien nur im Charakter der Völker voneinander unterscheiden, kaum aber im Äußeren. Inzuchtschäden sind nicht zu befürchten, da innerhalb der verschiedenen Linien ungezählte Kombinationsmöglichkeiten gegeben sind. Damit habe ich versucht, unsere derzeitigen Linien zu skizzieren.
Wahrlich eine heikle Aufgabe, denn nichts ist so variabel wie die Biene.
Hannerl Weber-Sklenar