Vor einer Weile bin ich mit einem Berufsimker zum Thema Futterkranzproben ins Gespräch gekommen. Als BSV ziehe ich regelmäßig entsprechende Proben. Bis dato habe ich die Untersuchungen der Labore nicht in Frage gestellt. Das Gespräch hat bei mir für einen Perspektivwechsel gesorgt, den ich euch nicht vorenthalten möchte.
Da das Thema in der Imkerschaft mit Instituten und Labors sehr leidenschaftlich diskutiert werden könnte, möchte der Imker anonym bleiben. Seinen Text drucken wir also ohne Angabe eines Autors ab.
Marie Förster
Im Herbst 2018 wurde vom Nationalen Referenzlabor für Bienenkrankheiten, dem Friedrich Löffler Institut (FLI), in Zusammenarbeit mit dem LAVES – Institut für Bienenkunde Celle ein bundesweiter AFB- Ringversuch mit inkludierter Laborvergleichsuntersuchung durchgeführt, an dem insgesamt 26 Laboratorien teilgenommen haben, darunter auch eines aus dem Ausland. Das Friedrich Löffler Institut veröffentlichte die Ergebnisse am 9.11.2020 im Artikel „Ringversuch zum Nachweis von Paenibacillus larvae, dem Erreger der Amerikanischen Faulbrut“ Berliner und Münchener tierärztliche Wochenschrift*.
Die Autoren testieren dort „einen insgesamt guten Stand der AFB-Diagnostik und die Qualität der Einrichtungen in Deutschland“. Die im Rahmen des o. g. Ringtests erfassten Daten werden in der Veröffentlichung tatsächlich nur unvollständig wiedergegeben.
Erst durch Mitwirken des Bundesdatenschutzbeauftragten auf Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes hat das Friedrich Löffler Institut die tatsächlichen Rohdaten des Versuchs offen gelegt. (Anmerkung der Redaktion: Die schriftliche Korrespondenz dazu liegt uns vor.)
Es ist festzustellen:
1.) Zwei der 26 Labore haben beim Ringtest falsch positive Befunde erstellt.
2.) Ein Labor hat ein falsch negatives Ergebnis geliefert.
3.) Ein Labor hat irrtümlich den Wert einer Positivkontrolle in die Liste eingetragen.
4.) Bei einem Labor konnte wegen starken Fremdkeimwachstums keine Auswertung einer Probe erfolgen (alle Labore erhielten Aliquots derselben, homogenisierten Ansätze, die ausdrücklich aus Honig B mit niedrigem Fremdkeimbelastung hergestellt wurden).
5.) Insgesamt gab es extrem große Unterschiede bei der ermittelten Zahl der Kolonien bildenden Einheiten:
Probe 348: 7 bis 69
Probe 599: 8 bis 220
Probe 658: 1 bis 23
Probe 746: 2 bis 80
6.) Auch wenn die Labore einen identischen Nährboden verwenden, streuen die ermittelten Zahlen der Kolonien bildenden Einheiten bei der Laborvergleichsuntersuchung:
Probe 599: 18,7 bis 125.
7.) Die Genotypisierung der ermittelten Sporen nach Eric I und Eric II konnte freiwillig erfolgen. Nur fünf Labore haben hier eine Angabe gemacht, Ergebnisse hierzu werden vom FLI unter Verschluß gehalten.
Eine Publikation dieser Ergebnisse in den Imkerfachzeitschriften ist trotz Anregung unterblieben, eine wirklich öffentliche Diskussion der Ergebnisse hat nicht stattgefunden.
Es ist zu resümieren:
a) Knapp 20 % der Labore haben bei der Überprüfung der nur sieben Proben einen Fehler bzw. kein zutreffendes Ergebnis geliefert.
b) Auf die Gesamtmenge aller untersuchten Negativproben (26 Labore mit je 2 Negativproben = 52 Negativproben total) waren rund 5,8 % falsch positiv eingestuft.
Man bedenke:
Alle Labore haben freiwillig teilgenommen. Die Versuche waren angekündigt, so dass eine größtmögliche Motivation zu genauester Laborarbeit unterstellt werden muss.
Das FLI hat keine Aussage gemacht, ob im Rahmen des Ringtests
a) eine Kontrolle (Standardsporenlösung) mitgeführt wurde,
b) eine Einordnung der Proben in Kategorie I bzw. II erfolgt ist,
c) eine Aussage zur heutigen Nachweisgrenze bei der Sporenuntersuchung gemacht werden kann.
Fragt man das Friedrich Löffler Institut nach der Konsequenz, dann mag dieses Zitat aus vertraulicher Quelle hilfreich sein: „Wir arbeiten auf eine Harmonisierung hinsichtlich der verwendeten Nährmedien hin, allerdings würde der Kauf von Nährmedien für viele Untersuchungsämter sehr hohe Mehrkosten bedeuten, insbesondere dann, wenn die Nährmedienplatten bisher in einer einrichtungseigenen „Nährmedienküche“ hergestellt wurden. Zudem kann es bei einem kommerziellen Hersteller auch zu plötzlichen Lieferengpässen kommen, was vor allen Dingen hinsichtlich der Untersuchungsdauer durchaus von Nachteil sein kann.“
Eine Diskussion über die Einordnung von Ergebnissen heutiger Futterkranzprobenuntersuchungen scheint geboten.
Veterinäre und Imker sollten über die Grenzen der Labormethodik informiert sein, damit in der Praxis bei der Seuchenbekämpfung und bei der Erstellung von Gesundheitszeugnissen die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibt.
Das Teilen dieses Artikels in der Imkerschaft ist ausdrücklich erwünscht!
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